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Das fordert von mir der Vizepräsident der steirischen Ärztekammer als Replik auf meine gestrige Kritik an der Ärztekammer. Auslöser dafür waren die Zwischenrufe einzelner Funktionäre der Ärztekammer, wonach mehr Kompetenzen für die Apotheken schlecht für die Patient:innen wären. Ebenso der Ruf am Verhandlungstisch sitzen zu wollen, wenn es um die Belange der Apotheken geht, und eine Ausweitung der Hausapotheken, also der Medikamentenabgabe durch Ärzt:innen in deren Ordinationen, statt der Erleichterung zur Gründung so genannter Filialapotheken.

Letztere werden vom Vize der steirischen Ärztekammer als „Schmalspurapotheken“ bezeichnet. Dabei vergisst er aber drauf, dass Hausapotheken selbst bestenfalls „Schmalspur“ sind, denn sie können natürlich keine vollwertige öffentliche Apotheke ersetzen, und nur das ausliefern, was der Arzt oder die Ärztin davor verschrieben hat. Sozusagen, zuerst verschreiben, und dann selbst ausgeben. Diese Hausapotheken ermöglichen an manchen Standorten bis zu 50% des Monatseinkommens der niedergelassenen Ärzt:innen. Es gab in der Vergangenheit dem Vernehmen nach sogar Fälle, wo Mediziner:innen ihre Ordinationen um einige hundert Meter verlegt haben, um eine Hausapotheke betreiben zu können, und weit genug von der nächsten öffentlichen Apotheke entfernt zu sein. Denn, die Hausapotheken sind auch nur als Notfall-Lösung gedacht. So aber wurden sie zu einem fixen Einkommen von Mediziner:innen, was sich auch dadurch bemerkbar macht, dass solche Ordinationen deutlich schneller Nachfolger:innen finden, als welche ohne die Möglichkeit einer Hausapotheke.

Dass es für die hausärztliche Versorgung daher zwingend nötig ist, mehr solche Hausapotheken zu ermöglichen, halte ich dagegen für falsch. Zum einen sind Ärzt:innen keine Pharmazeut:innen. Es gibt nicht umsonst genügend Ablehnung für das österreichische Modell der Verschreibung von Medikamenten anhand von Marke und Hersteller. International ist eine Verschreibung des Wirkstoffs und die Auswahl des konkreten Medikaments durch die abgebende Apotheke üblich. Da geht es nicht zuletzt auch um eine ethische Frage, wie das auch schon einmal der Präsident des Weltärzt:innen-Bunds präzisierte.

Was ich gar nicht in Frage stellen will: dass es Ordis gibt, die wirtschaftlich ohne den betrieb einer Hausapotheke nicht überleben könnten oder nicht attraktiv genug sind. Nur stelle ich mir dann die Frage, wie es das geben kann. Hat offenbar die Ärztekammer als Vertragspartner der Sozialversicherungen nicht gut genug verhandelt, dass einzelne Ordis nur mit Hilfe einer berufsfremden Beschäftigung ausreichend verdienen? Vielleicht sollten sich die Funktionäre der Ärztekammer auch dieser Frage einmal stellen. Zeit wäre es jedenfalls, auch im Hinblick auf die längst überfällige Reform der Vereinbarungen mit den Sozialversicherungen, der einheitlichen Verträge.

Abschließend noch eine Frage: seit wann ist eine andere Meinung als die Ärztekammer zu haben, eine Frage von Wahrheit und Unwahrheit? Kann es sein, dass die Aufforderung zur Wahrheit in Wirklichkeit sehr entlarvend für den Vize der steirischen Ärztekammer ist? 

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