Symbolbild: Welser Jugendarbeit

Alle stehen einmal mehr da, und sind empört, sind erschüttert oder einfach auch nur fassungslos über das, was sich zu Halloween in Linz abgespielt hat. Da haben sich gut 200 Jugendliche am Taubenmarkt getroffen, und haben versucht dort ihre Gewaltfantasien umzusetzen. Die Polizei ist eingeschritten, das Ergebnis sind eine Reihe von Verhaftungen und eine sinnentleerte Debatte darüber, ob man die migrantischen Jugendlichen unter den Randalierern jetzt schnell abschieben kann oder nicht. Eine Pseudodebatte wie ich finde, denn die wenigsten Jugendlichen sind dem Vernehmen nach überhaupt Asylberechtigte. Außerdem ist es schlicht und ergreifend eine Ablenkung vom eigentlichen Thema.

Seit Jahren sparen die Gemeinden und Kommunen bei ihrer ureigensten Verantwortung, der Jugendarbeit. Natürlich werden alle Bürgermeister:innen, die etwas auf sich halten entgegenhalten, dass sie ja soundso viel Geld in diverse Vereine stecken und so viele Freizeitangebote fördern. Ja eh, nur kaum jemand von diesen Bürgermeister:innen – übrigens durchgängig egal ob Blau, Rot oder Türkis/Schwarz – beschäftigt sich damit, dass klassische Strukturen und Vereine immer weniger für Jugendliche von Interesse sind. Das sagen zumindest alle sich mit dem Engagement von Jugendlichen beschäftigenden Studien der letzten Jahre. Was also helfen würde sind nicht nur Mittel in die Vereinsarbeit zu stecken und diese gut auszustatten, sondern vor allem endlich Ressourcen in die offene Jugendarbeit zu stecken. 

Aber nicht nur die Gemeinden sind hier gefordert, auch das Land würde gut daran tun, und sollte anständig Mittel zur Verfügung stehen. Was wir aber stattdessen erleben: immer weiter werden Mittel für Jugendzentren und offene Jugendarbeit gekürzt. Auch das gilt nicht alleine für Oberösterreich, sondern wohl auch in ganz Österreich ist es nicht anders.

Dieses wichtige (wohl aktuell wichtigste) Aufgabe braucht anständige Mittel, mehr Mittel, mehr Aufmerksamkeit und vor allem auch viel mehr Respekt durch die dafür zuständigen Gemeinden. Die Realität aktuell ist nämlich eine traurige: anstatt verstärkt Geld in diese Form der Prävention zu stecken, wird die Jugendarbeit ausgebremst und ausgehungert. Ein Beispiel gefällig? In Wels, wo es natürlich eine Reihe von Brenn- und Schwerpunkte gibt, wurde das Streetworking beschnitten, gibt es bis heute kein am Wochenende geöffnetes Jugendzentrum. Stattdessen wird eine „Hausordnung“ auf den Weg gebracht, die vor Repression und Druck – besonders auf migrantische Jugendliche – nur so strotzt. Ich halte das nicht nur für kurzsichtig, ich halte es schlicht und ergreifend für eine dumme Politik, die nur weitere Exzesse über Kurz oder Lang verursachen wird. 

Zudem: Repression ist immer nur dann ein Mittel, wenn es zu spät ist. Sie verhindert nichts, im Gegenteil erzeugt Druck immer nur Gegendruck. Also wäre es intelligent auf Prävention zu setzen, sich anzusehen wie und wo sich Jugendliche organisieren und darauf mit entsprechenden Mittel zu reagieren. In jedem Stadtteil ein Jugendzentrum mit ausreichend geschulten Personal, die auch am Wochenende geöffnet sind wäre ein Anfang. Spielplätze und anständig ausgestattete Treffpunkte in der Öffentlichkeit ohne Konsumationsdruck ein weiterer Schritt. Nur wenn ich hier investiere, dann kann ich sowas wie zu Halloween verhindern, weil dann sorgt an dafür, dass es erst gar nicht stattfinden wird. So aber steuern wir überall weiter und weiter beharrlich auf solche Zustände zu.

Die „teutschen“ Recken der FPÖ wird das freuen, wenn es weiter Probleme gibt (auch wenn nur die wenigsten Täter:innen migrantischen Hintergrund haben – aber hey, wen interessieren denn schon Fakten, wenn man mit Vorurteilen billiges politisches Kleingeld schlagen kann). ÖVP und SPÖ springen zumindest auf kommunaler Ebene nur allzu gerne auf diesen Zug auf, anstatt dagegen zu halten. Wobei, die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben. Vielleicht kommt man ja in Wels, Steyr, Linz und anderswo noch zur Vernunft, und nimmt endlich die benötigten Mittel für offene Jugendarbeit in die Hand. Jetzt wäre das jedenfalls die günstigere Variante. Und es würde auf mittlere Sicht mehr bringen, als Repression.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert