Bis 2014 war es in Wels möglich an einigen öffentlichen Plätzen zu grillen. Konkret war das in der Welser Freizeitanlage Wimpassing möglich. Es handelt sich hierbei um ein aufgelassenes Schotterwerk im Westen von Wels. Die Anlage selber ist eine Freifläche mit einigen Gerätschaften, Spielplätzen, Sitzgelegenheiten. Als Jugendlicher waren wir immer wieder dort, haben dort gekickt, gefeiert, waren unterwegs, haben “geheim geraucht”, und so weiter.
Das Problem an der Anlage: rundherum wurden in den letzten Jahren hunderte Wohnungen hingebaut, dementsprechend viele Menschen leben dort. Dass diese keine große Freude haben, wenn an einem schönen Tag sich viele Menschen niederlassen um zu grillen steht außer Zweifel.
Auf der anderen Seite haben wir in Wels nun aber keine Grillplätze mehr. Wer also im Freien an einem schönen Tag ein paar Würschtel, das Biokotelett, Gemüse oder seinen Halumi auf den Griller schmeissen will, der braucht dafür entweder einen eigenen Garten, oder lädt sich wo ein, wo es einen Garten gibt. Es gibt dann auch noch jene, die unten an der Traun ein Feuer anzünden, das wollen wir aber glaube ich alle nicht wirklich.
Jedenfalls hat man 2014 das öffentliche Grillen in Wels abgestellt, aber gleichzeitig bekundet, sich um einen Ersatz oder eine Lösung kümmern zu wollen. Heute – gut 6 Jahre danach – gibt es keine Lösung, nur ein “NJET” der regierenden Welser FPÖ und das laute peinliche Schweigen der Welser SPÖ dazu. Dass es von der Welser ÖVP nichts dazu gibt, ist eh geschenkt. Einzig meine Welser Grün-Kolleg*innen haben sich des Themas angenommen. Auch im Wissen, dass die Frage nach Grillplätzen nicht einfach zu beantworten sein wird, geht es doch auch um die berechtigten Interessen der Anrainer*innen, um Lärm, um Verschmutzung, und dergleichen. Aber es geht am Ende auch darum wie wir den öffentlichen Raum so gestalten, dass ihn möglichst alle Menschen gleichermaßen nutzen können, und dass dieser auch einen entsprechenden Mehrwert für alle hat.
Aber kommen wir wieder zurück zur Ausgangslage: 2014 wird das Grillen im öffentlichen Raum untersagt, und seither hat sich niemand in der Welser Stadtregierung bemüßigt gefühlt seine oder ihre Arbeit zu machen. Hätte man diese Arbeit erledigt, dann würde es heute – 6 Jahre nach dem Verbot – folgendes geben:
Standorte über die ganze Stadt verteilt, damit nicht eine Location alleine die ganze Last wie in der Vergangenheit zu tragen hat
Die Standorte wären mit fließendem Wasser, Toiletten, Müllinseln und Sitzgelegenheiten ausgestattet. Vielleicht sogar hätte man wie in Zürich Elektrogrill-Einrichtungen an manchen Standorten aufgestellt.
Die Stadt Wels hätte sich in den 6 Jahren erfolgreiche und funktionierende Grillplatz-Konzepte international in Berlin, Wien oder wie erwähnt in Zürich angeschaut. Die funktionierenden Aspekte mitgenommen. Die Probleme, die diese Städte in dieser Sache haben ebenfalls, und sich überlegt wie man diese Probleme bei einem eigenen Konzept vermeiden kann.
Die Stadt Wels wäre auf die Anrainer*innen der nun neuen Grillplätze zugegangen, hätte mit diesen gemeinsam sich alles vor Ort nochmals vor Inbetriebnahme angeschaut. Sich deren Bedenken und Ideen angehört und diese mitgenommen.
Mit all diesen Grundlagen und Infos würde es heute über ganz Wels verteilt öffentliche Grillplätze geben, die in Abstimmung mit den Anrainer*innen entstanden wären, und die klare eindeutige Regeln haben. Vor allem aber: diese würden allen Menschen in Wels zur Verfügung stehen.
Was haben wir stattdessen? Nichts. Außer dem lauten NJET der FPÖ samt der üblichen Sündenbock-Erzählung und dem lauten Schweigen der einstmals so stolzen Welser Sozialdemokratie zum Thema öffentlicher Raum für alle gibt es nichts aus dem Stadtsenat. Vor allem aber die Geschichte vom Nichtfunktionieren, sozusagen das Vorausschicken des sicheren Scheiterns von öffentlichen Grillplätzen offenbart den Unwillen der Welser FPÖ sich konstruktiv und vor allem lösungsorientiert mit etwas auseinander setzen zu wollen.
Schade, damit gräbt sich die Provinzialität, welche die FPÖ Wels verordnet hat noch weiter in das Innerste der achtgrößten österreichischen Stadt ein. In jedem Fall aber ist das, was jetzt 6 Jahre lang (nicht) gemacht wurde nichts anderes als politische Faulheit. Diesen Vorwurf müssen sich alle drei im Stadtsenat vertretenen Parteien gleichermaßen gefallen lassen.